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«Die Unverbindlichkeit, das Schweigen zu einer Untat, die man weiss, ist wahrscheinlich die allgemeinste Art unserer Mitschuld.»

MAX FRISCH

Eine Brandserie hält die Stadt in Atem. Der erfolgreiche Unternehmer G. Biedermann sitzt zuhause in seinem Wohnzimmer und kommentiert empört die neusten Nachrichten über abgebrannte Häuser und das dreiste Vorgehen der Brandstifter*innen. Für ihn ist klar: Mensch sollte kurzen Prozess machen mit diesen Verbrecher*innen.

Und dann klingelt eine Person an der Haustür, die sich als Ringerin Schmitz vorstellt. Sie erzählt dem Ehepaar Biedermann von ihrer schwierigen Kindheit und der misslichen Lage, in der sie sich zurzeit befindet. Völlig überrumpelt und aller Warnungen, die in den Medien kursieren, zum Trotz bieten Biedermanns ihr den Dachboden ihres Hauses als Unterschlupf an. Sie können sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese nette und wortgewandte Person etwas mit den Brandstiftungen zu tun hat. Auch als der Besuch am nächsten Tag – ohne zu fragen - einen weiteren Gast mitbringt und die beiden ihren Aufenthalt beharrlich verlängern, ignorieren Biedermanns alle Hinweise, dass es sich bei den beiden um die gesuchten Brandstifter*innen aus den Nachrichten handeln könnte. Selbst als die neuen Mitbewohner*innen Benzinfässer auf den Dachboden schleppen und von Zündkapseln sprechen, will das Ehepaar die Gefahr nicht wahrhaben. Sie verschliessen die Augen vor der Wahrheit und haben nicht den Mut, dem offensichtlich drohenden Unheil entgegenzutreten und es abzuwehren.  Blind gehen sie den Weg des geringsten Widerstandes ... mit all seinen verheerenden Folgen.

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Schein

«Was hätten Sie gemacht?», fragt uns Herr Biedermann geradeheraus. Ja, was? Würden wir uns auch wie Biederfrauen und -männer verhalten und uns wegdrehen? Augen und Ohren verschliessen, um nicht aus der scheinbar so heilen Welt heraustreten zu müssen?

Mit Raffinesse und viel groteskem Humor hält uns Max Frisch in seinem berühmten «Lehrstück ohne Lehre» den Spiegel vor Augen. Was wir darin sehen oder sehen wollen und wie wir in der Folge handeln oder eben nicht, entscheiden jedoch wieder einzig und allein wir selbst.

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